Natrium
Die ausreichende Versorgung mit Natrium beim Pferd hängt mit dem Wasser- und Energiehaushalt zusammen. Über den Schweiß wird bei körperlicher Belastung Wasser und Wärmeenergie abgegeben. Schwitzen hat die Funktion der
Thermoregulation, weil über die Verdunstung auf der Körperoberfläche Wärme entzogen wird. Gleichzeitig verliert aber der Körper über den Schweiß auch die darin enthaltenen Elektrolyten. Dies sind vor allem Natrium, Kalium, Chlorid und auch
etwas Calcium und Magnesium.
Starke Elektrolytverluste äußern sich in allgemeiner Schwäche und
Muskelschwäche. Die Durststimulation wird bei Dehydratation herabgesetzt, das
Pferd verweigert trotz eines physiologischen Bedarfs die Aufnahme von Wasser und
Futter.
Dehydratation und Elektrolytverlust kommen häufig bei Pferden vor, wenn durch
langdauernde körperliche Arbeit oder schweres Arbeiten in kurzen Intervallen
belastet wird und deutliche Schweißverluste auftreten.
Aus der Mähnenhaaranalyse kann man die langfristigen Defizite
erkennen. Bei einem Futter mit einer jeweils guten Elektrolytversorgung und
häufigem Schweißverlust kann die Mähnenhaaranalyse bei einer vorübergehenden
Dehydratation noch ausgewogen erscheinen.
Zur Überprüfung der aktuellen Versorgung mit Natrium und einer Unterdeckung kann
auch eine
Urinprobe aus dem betreffenden Zeitraum gewonnen werden. Gehalte von weniger
als 200 mg /L Natrium im Urin weisen ein Defizit aus.
Zur Vorbeugung von Elektrolytverlusten können Elektrolytmischungen gegeben
werden. Wasser sollte bei solchen Belastungen in kurzen Abständen angeboten
werden.
Beim Ausgleich der Elektrolytverluste müssen nicht fertige Lösungen verwendet
werden, sondern es kann auch eine Salzmischung aus ¾ der Menge an gleichen
Teilen Natrium- und Kaliumchlorid sowie ¼ Calciumcarbonat (aus Futterkalk) zur
Anwendung kommen. Für 100 g dieser Mischung würde man dann 37,5 g
Natriumchlorid, 37,5 g Kaliumchlorid und 25 g Calciumcabonat einwiegen
(Futterkalk). Die Dosierung richtet sich nach dem Schweißverlust und den
Defiziten, die aus der Futterration resultieren
(siehe S. 14 ).
Im Körper werden die Anteile dieser Elektrolytmischungen nur kurz gespeichert, deshalb
sollten sie zeitnah zu stärkeren Elektrolytverlusten gegeben werden, das ist vor, während und nach der schweren Arbeit bzw. zu den Tränkezeiten. In der Tränke selbst sollten sie allerdings nicht eingemischt sein,
weil die Wasseraufnahme hierdurch herabgesetzt wird.
Kalium
Ein Pferd mit 500 kg LM ( = Lebendmasse) enthält rund 1000 g Kalium, das zu rund
90% intrazellular, in der Muskulatur und in den Erythrozyten gespeichert ist. Kalium
hält den osmotischen Druck innerhalb der Zellen aufrecht. Daneben sind zahlreiche
andere Funktionen bekannt, wie die Aktivität verschiedener Enzyme bei der
Glykolyse und der oxydativen Phosphorylierung.
Der tägliche Bedarf an Kalium liegt bei 50 mg/kg LM, bei arbeitenden Pferden ist der
Bedarf wesentlich höher, weil ein Verlust (siehe ´Elektrolyten´ und Natrium) der
Elemente Natrium, Kalium, Chlorid und Calcium über den Schweiß ausgeglichen werden muß.
Hauptlieferant für Kalium ist das Heu und das Gras beim Weidegang. Durch höhere
Leistungsforderungen steigt der Appetit des Pferdes und damit auch die
Grundfutteraufnahme. So wird der höhere Kaliumbedarf in der Regel mit dem
Grundfutter ausgeglichen.
Calcium
Eine Hypocalcämie ist ebenso wie die Hypomagnesiämie durch Muskelzuckungen
und eine erhöhte Herzfrequenz gekennzeichnet. In schweren Fällen kommt es zum
Festliegen und zum Verenden des Pferdes innerhalb weniger Stunden.
Hypocalcämie kann bei laktierenden Stuten durch den Calciumverlust über die
Milch auftreten. Weiterhin führen Stressfaktoren wie Wetterumschwung,
Erkrankungen, Traumata, Überanstrengung und Transport zur Auslösung von
Hypocalcämie. Diese läßt sich verhindern, wenn mindestens 0,5% Calcium in der
Gesamtration verfüttert werden.
Bei der Verfütterung von Raufutter ist in der Regel ein Zusatz von 60 bis 85 g Futterkalk
(enthält ca. 37% Calciumanteil) zur Tagesration bei einem Normalpferd mit 500 kg Gewicht ausreichend.
Für den Knochenaufbau aus dem vorhandenen Knorpelgewebe ist eine ausreichende
Versorgung mit Calcium und Phosphor erforderlich. Die betreffenden Mineralstoffe
müssen aber nicht nur in ausreichender Menge, sondern auch in verfügbarer Form
vorhanden sein. Phosphor, der an organische Verbindungen und an das Phytat in
Körnerprodukten gebunden ist, hat eine eingeschränkte Bioverfügbarkeit. Getreide
ist reich an Phytat, der Phytatgehalt steigt mit zunehmender Reife des Getreides.
Im Überschuss verfüttertes Phosphat und auch Oxalate (Rübenblattsilagen) binden
Calcium im Darm und können so die Resorptionsrate aus dem Futter weiter senken.
Trotz ausreichender Zufuhr kann es dann über die verminderte Resorption zu einer
Mangelversorgung kommen.
Eine Überversorgung mit Calcium belastet nicht nur die Nieren des Pferdes, sondern
kann auch die Absorption einiger Spurenelemente verringern, das gilt für Zink,
Mangan und Eisen. Sind die letzteren Elemente nur in mäßigen Anteilen an der
unteren Grenze der Empfehlungen vorhanden, kann durch eine übermäßige
Calciumzufuhr eine Mangelsituation bei diesen Spurenelementen entstehen.
Calcium sollte deshalb in der Gesamtration bezogen auf die Gesamttrockenmasse
nicht höher als 1% liegen.
Genauso hat aber ein Überschuss an Zink, Mangan und Eisen einen nachteiligen
Einfluss auf die Calcium- und auch auf die Phosphataufnahme.
Phosphor
Neben Calcium ist eine ausreichende Versorgung mit Phosphor notwendig.
Phosphor wird vor allem in anorganischer Form als Phosphat gut verwertet, während
organisch gebundener Phosphor, z.B. in Form von Phytat eine geringere
Verfügbarkeit hat. Getreide ist reich an Phytat, mit zunehmendem Reifezustand
wächst der Phytatgehalt in den Körnern. Hierdurch ergibt sich eine geringere
Verfügbarkeit des Phosphors aus Getreidekörnern gegenüber dem Phosphor aus
Raufutter oder in Mineralfuttermitteln. Vergleichsweise gilt für die Verdaulichkeit des
Phosphors aus Kraftfutter nur 29 bis 32%, im Raufutter dagegen 44 bis 46%,
während aus anorganischen Mineralfuttermitteln Phosphor mit ca. 58%
aufgenommen wird.
Eine gute Quelle für Phosphor und damit Phosphat (der Phosphoranteil in Phosphat
beträgt ca. 1/3) ist bei der Pferdefütterung
neben Heu und Gras Getreide, auch wenn die Aufnahme von Phosphor aus dieser Quelle
durch die Bindung als Phytat eingeschränkt ist. In Mineralstoffmischungen wird
ausschließlich anorganisches Phosphat eingesetzt (als "Futterphosphat").
Die Aufnahme von Phosphor beeinflusst auch die Calciumaufnahme. Ein überhöhtes
Phosphatangebot führt zur Konkurrenz von Phosphor und Calcium bei der
Absorption. Dies führt zu einer verminderten Calciumabsorption im Dünndarm. Ein Überschuss von Phosphat
in der Fütterung ist deshalb genauso problematisch wie die
Zufuhr von Oxalat (Rübenblätter) das ebenfalls die Calciumzufuhr einschränkt.
Während Calcium nur im Dünndarm absorbiert wird, wird Phosphat im Dünn- und
Dickdarmbereich aufgenommen. Die Phosphataufnahme ist deshalb weniger
störanfällig.
Erwähnt werden sollte aber auch eine mögliche Störung der Phosphatresorption
durch eine chronisch erhöhte Belastung mit löslichem Aluminium. In
Kieselerde, Kaolin und Bentonit sind meist Untermischungen von
Aluminiumhydroxid enthalten. Dies führt unter den sauren Bedingungen im
Magen des Pferdes zu gelösten Aluminiumanteilen. Mit dem gelösten Phosphat
aus dem Futter bildet sich dabei ungelöstes Aluminiumphosphat, das nicht
resorbiert werden kann. Damit fehlt ein Teil des notwendigen Phosphats
für die Calciumverwertung. Bentonit-Produkte, die bei Kotwasser und
Durchfall erfolgreich verwendet werden, enthalten immer einen Anteil an
Aluminium, der im Magen teilweise in Lösung geht. Eine erhöhte chronische
Aluminiumbelastung sollte deshalb vermieden werden, weil damit die
Calciumverwertung begrenzt wird. In den Mähnenhaarproben sieht man eine
solche leichte Aluminiumbelastung, die zur Bindung von Phosphat geführt hat
nicht, denn der Aluminiumanteil wird damit auch an der Resorption gehindert.
Bei Erdefressen ist die Aluminiumaufnahme deutlich erhöht und neben dem oben
erwähnten Einfluss auf die Phosphatresorption tritt auch eine
Aluminiumresorption auf, die zu nachteiligen Aluminiumeinlagerungen im
Skelett und im Gehirn führen kann (siehe die Ausführungen zu ´Geophagie´).
Im Gesamtfutter wird ein Calcium : Phosphor- Verhältnis von 1 : 1 bis 1,2 : 1
gewünscht. Unter 1:1 sollte das Gesamtverhältnis Ca:Phosphor nicht sinken.
Im Einzelfuttermittel kann das Ca:P-Verhältnis je nach Angebot beim erwachsenen
Pferd zwischen 0,8:1 bis 8:1 schwanken für das heranwachsende Pferd sollten
Werte zwischen 0,8:1 und 3:1 angestrebt werden.
Für das erwachsene Pferd sollten ebenfalls Werte über 6:1 bei Ca:P-Verhältnis
vermieden werden.
Zur Kalkulation der Phosphatmengen für die Gesamtration verwende man die
Ausführungen unter Calcium, weiterhin gelten für die Sondergruppen folgende
Phosphorgehalte im Futter. Phosphat ist das Dreifache der Phosphormenge.
- Saugfohlen: 0,85 % Ca, 0,60% P
- Absatzfohlen: 0,70% Ca, 0,50% P
- Jährlinge: 0,55% Ca, 0,40% P
- Zweijährige: 0,45% Ca, 0,35% P
Magnesium
Magnesium wird häufig zusammen mit Calcium in der Literatur zur Fütterung
abgehandelt. Die Resorptionseigenschaften sind ähnlich. Bei der Laktation kann
sich neben der Hypocalcämie auch eine Hypomagnesiämie entwickeln.
Ursache ist der starke Verlust von Magnesium über die Milch an das Fohlen.
Die Hypomagnesiämie zeigt sich durch Muskelzuckungen, eine erhöhte
Herzfrequenz, steifen Gang und Bewegungsunlust.
Durch tägliche Gaben von jeweils 30 bis 60 g Magnesiumoxid läßt sich bei Pferden
das Auftreten einer Weidetetanie mit der Ursache eines Magnesiummangels
verhindern. Besser geeignet als Magnesiumoxid ist allerdings das neutral
schmeckende Magnesiumoxidcarbonat ("kohlensaure Magnesia") das ist ein
Mischkarbonat mit 25% Magnesiumanteil. Magnesiumsulfat ist besser löslich, zeigt aber eine schlechte Akzeptanz
(wird ja auch als "Bittersalz" bezeichnet).
Das Magnesiumoxid oder die kohlensaure Magnesia sollte wie Futterkalk mit einer Getreidemischung verabreicht
werden. Auch eine 10%-ige Zumischung von Sojaschrot oder Trockenmelasse fördert
die Aufnahme. Bei Sojaschrot den hohen Eiweißanteil (bis 60%) berücksichtigen. Bei einem geplanten Weidegang kann schon mehrere Wochen vor
dem geplanten Termin die Magnesiumzufuhr etwas erhöht werden.
Bei parallelen deutlichen Defiziten bei Calcium und bei Magnesium kann man auch mit Dolomit arbeiten. Dolomit ist ein natürlich vorkommendes Mischkarbonat mit Calcium- und Magnesiumcarbonat (z.B. Dolomit vom Dolomitwerk Jettenberg enthält 54,7 % Calciumcarbonat und 45,2 % Magnesiumcarbonat, das entspricht 21,9 % Calcium und 13,03 % Magnesium. In 50 g Dolomit sind demnach ca. 11 g Calcium und 6,5 g Magnesium). Dolomit gibt es im Futtermittelhandel und auch im Internet für Fütterungszwecke in kleineren Gebinden bis 5 kg, man muss nicht gleich einen ganzen Sack kaufen.
Eisen
Das Vorhandensein von Eisen ist vor allem im Blutfarbstoff (Hämoglobin) und im
Myoglobin der Muskeln sehr wichtig. Rund 60% des gespeicherten Eisens findet sich
in den Erythrozyten. Weitere 20% entfallen auf das Myoglobin im Muskelgewebe.
Unter Eisenmangel geht die Zahl der roten Blutkörperchen zurück. Gleichzeitig
entsteht eine Leistungsschwäche, Infektanfälligkeit und die Atmung wird ineffektiv
und angestrengt.
Besonders für Fohlen, aber auch für die tragenden Stuten ist eine
ausreichende und höhere Eisenversorgung wichtig, der Bedarf liegt bei beiden
Gruppen gegenüber der Erhaltung beim erwachsenen Pferd um 80% höher
(bezogen auf die Lebendmasse). Ein erhöhter Bedarf bei Eisen ist nicht nur bei
Blutverlust und in der Wachstumsphase, sondern auch beim Beginn der
Leistungssteigerung im Training gegeben. Die Ursache liegt hierbei in dem erhöhten
Eisenverlust durch den Schweiß (siehe auch S. 13, Schweißverlust und
Kompensation beim Pferd). Normalerweise ist die Eisenversorgung über die
Grundfuttermittel gesichert. Eisen wird allerdings auch wie Zink, Mangan und
Calcium durch die Phytate in der pflanzlichen Nahrung (vor allem im Getreide) gebunden.
Für die Zufuhr von Eisen eignen sich die zweiwertigen Verbindungen (Citrat und
Fumarat) besser als dreiwertige Verbindungen. Aber auch Eisen-II-sulfat kann
verwendet werden. Neugeborene Fohlen können bei der Verabreichung über das Futter
noch kein Eisen binden.
60 – 100 ppm Eisen werden im Futter als ausreichend angesehen (ppm = parts per
million).
Zink
Zu Zink sind in der Tierphysiologie und in der humanen Physiologie die meisten
Metallo-Enzyme bekannt.
Ein Zinkmangel äußert sich in zahlreichen Erscheinungsbildern. So wird die
normale Funktion der Epithelregeneration von Haut und Schleimhäuten gestört.
Zinkmangel führt zu Auflagerungen und Verdickungen der Haut (Parakeratose)
gleichzeitig kann Haarausfall und eine erhöhte Infektionsneigung, aber auch eine
Veränderung am Hufhorn beobachtet werden.
Untersuchungen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover bestätigten, dass bei
erniedrigtem Zinkgehalt in den Hufen nicht nur die Plasmawerte sondern auch die
Zinkwerte in den Haaren erniedrigt waren (Coenen, Spitzlei 1996). Zink ist für die
Funktion der T-Lymphozyten und damit für die Funktion des Immunsystems erforderlich.
Der tägliche Bedarf an Zink wird beim Pferd mit 50 mg/kg Trockenfuttersubstanz
angesetzt. Noch etwas stärker ausgeprägt als bei Magnesium und Calcium gilt für
Zink, dass der Gehalt an Phytat im Futter die Aufnahme einschränkt.
Mangan
Mangan hat eine Bedeutung in zahlreichen Enzymsystemen sowohl beim
Mineralstoffhaushalt als auch im Fettstoffwechsel. Für die Funktion der Eierstöcke
ist Mangan essenziell, deshalb wird besonders hinsichtlich der Rossigkeit bei den
Stuten auf eine ausreichende Manganversorgung geachtet. Gestüte berichten bei
chronischem Mangandefizit der Stuten eine deutlich gesenkte
Trächtigkeitsquote.Ausgewogene Manganwerte sind deshalb gerade bei
Stuten vorteilhaft. Ein Überschuss bei der Manganzufuhr kann bei Stuten, die
zuvor ein Mangandefizit aufzeigtenm, vorübergehend ein nymphomanes Verhalten
auslösen.
Eine Plasma- oder Blutkonzentration von weniger als 0,02 ppm Mangan (entspr.
20 mg/l ) wird als untere Grenze angesehen. In der Mähnenhaarrprobe gehen wir
bei Werten unter
1,5 µg/g gehen wir von einem Defizit bei der Manganzufuhr aus. Für Pferde werden
40 ppm in der Trockenmasse der Gesamtration als ausreichend angesehen.
Für Pferde sind keine Berichte zu einer Toxizität durch eine erhöhte Manganaufnahme bekannt,
obwohl für andere Tierarten solche Angaben verfügbar sind. Stark überhöhte
Mangangehalte im Grünfutter (600 – 1200 mg Mn/kg Trockensubstanz) können
jedoch Anämien begünstigen, dies liegt an der Beeinflussung der Eisenresorption,
weil bei der Manganresorption auch das gleiche Transport- und Speichersystem
wie für Eisen im Blut verwendet wird.
Bei verschiedenen Tierarten zeigt sich Manganmangel in Wachstumsstörungen, Ataxien
oder Verformungen der Gliedmaßen, vergrößerte Gelenke, Steilstellungen der
Fesselgelenke, Verdrehungen der Schultergliedmaßen, sowie allgemein verkürzten
Knochen mit Folgeerscheinungen wie Lahmheit, Steifheit, Gelenkschmerz und
Bewegungsunlust. Weiterhin kann bei verschiedenen Tierarten ein Einfluss auf die Sterilität,
eine herabgesetzte Libido, verzögerter Eisprung, eine verminderte Konzeptionsrate
und vermindertes Wachstum, Aborte und Totgeburten im Zusammenhang mit
Manganmangel gesehen werden.
Die Hauptmenge des aufgenommenen Mangan stammt aus dem Heu und dem Gras beim Weidegang. Meist ist im Grünfutter und Heu ein Mangangehalt über 30mg /kg Trockensubstanz vorhanden. Aber selbst ein Heu mit 30 mg/kg Mangan führt noch nicht zu einem deutlichen Mangandefizit, wenn die Heumenge stimmt. Zuerst sollte bei einem bestätigten Mangandefizit die Heumenge überprüft werden. Auf kalkhaltigen Böden mit hohem pH-Wert sowie auf leichten Sandböden, die manganarm sind, sowie sehr stark aufgekalkt wurden, können tiefe Mangangehalte vorkommen. Grundsätzlich ist Luzerne-Heu manganärmer als Grasheu. Eine Knäuelgraswiese hat fast den doppelten Mangangehalt im Vergleich zu einer Wiese mit Wiesenlieschgras, Wiesenschwingel und Weidelgras. Im Voralpenbereich misst man bei höheren Kräuteranteilen teilweise Manganwerte bis 200 mg/kg im Heu. Wenn anstelle von Heu ein Strukturfutter verwendet wird, das wohl Raufuttereigenschaften hat, aber weniger Heu enthält, kann es zu deutlichen Mangandefiziten kommen. Wir messen dann z.B. Manganwerte im Mähnenhaar mit 0,3 µg/g statt mindestens 1,5 µg/g. Wenn man es nicht schafft, mit mehr Heu odoer einer besseren Heuqualität und dem Drittel des Tagesbedarfs an Mangan über die Tagesration einer Standardmineralstoffmischung die Manganzufuhr auszugleichen, kann auch eine Manganlösung verwendet werden, die man in der Apotheke anfertigen lassen kann. Dazu wird meist Mangan-II-sulfat-monohydrat (als 0,1 molare Lösung) verwendet.
Kupfer
Kupfer ist nicht nur für die Blut- und Pigmentbildung sondern auch für die
Bindegewebsfunktion, besonders beim Knorpel wichtig. Letztlich ist wegen der
Funktion beim Knorpel auch die Knochenentwicklung von einer normalen
Kupferversorgung abhängig. Weiterhin wird für bestimmte Funktionen im
Nervensystem Kupfer gebraucht.
So beobachtet man unter mangelnder Kupferversorgung bei Fohlen Anämien und
Skelettveränderungen. Schon bei tragenden Stuten mit ungenügender
Kupferversorgung wird die Einlagerung von Kupfer in die fötale Leber verhindert, was
sich in Entwicklungsstörungen der Fohlen äußert (Schwellungen der Gelenke,
generalisierte Osteochondrosen). Eine kupferarme Weide und ausschließliche
Ernährung der Fohlen in den ersten Wochen über die Stutenmilch kann den
Kupfermangel in der Fohlenentwicklung verstärken. Dieses Problem wird bei
kupferarmen Böden deshalb leicht ausgelöst, weil Stutenmilch schon von Natur aus
relativ kupferarm ist.
Ältere Pferde neigen unter Kupfermangel zu Gefäßrupturen und Pigmentverlusten.
Bei Pferden liegt erfahrungsgemäß eine relativ hohe Toleranz gegenüber erhöhten
Kupfergehalten vor.
Während beim Menschen chronisch erhöhte Kupferwerte zu
Leberschäden führen und bei Säuglingen Leberzirrhose zu befürchten ist, tolerieren
Pferde selbst Gehalte von 800 mg/kg TM im Futter über Monate.
Allgemein sollten aber Werte
über 50 mg/kg TM im Futter vermieden werden. 7 – 12 mg/kg TM sind bei Kupfer
ausreichend für die Erhaltung. Wir messen nur selten Kupfergehalte über 20
µg/g im Mähnenhaar.
Molybdän
Molybdän ist in den Getreidekörnern in ausreichender Menge enthalten. Eine Fütterung mit Raufutter, Weidegang, aber mit wenig Getreideanteil (Hafer) dafür aber mit Rübenschnitzeln, Mais, verschiedenen Silagen kann eine molybdänarme Zusammenstellung bedeuten. Rübenblattsilagen enthalten aber meist einen höheren Molybdängehalt als Heu oder Heulage.
Selen
Trotz tierartgerechter Fütterung können beim Pferd sowohl ein Selenmangel als auch
ein Selenüberschuss auftreten. Beide Erscheinungen sind überwiegend an das
Vorkommen von Weiden mit einem Selenmangel oder Selenüberschuss gebunden.
Ein Selenüberschuss ist allerdings hauptsächlich für mittelamerikanische Weiden
bekannt und dürfte in Deutschland nur beobachtet werden, wenn eine Überdüngung
mit Selen aufgetreten ist.
Selenarme Böden werden bei Selenmangelzuständen der Pferde in Mitteleuropa
häufig als Ursache nachgewiesen. Gefährdet sind vor allem Pferdehalter, die als
Selbstversorger mit einem Selenmangelboden arbeiten.
Durch Düngung der Weide mit Selen oder durch Substitution im Ergänzungsfutter
kann der Selenunterschuss jedoch ausgeglichen werden.
Bei hochgradigem Selenmangel sind sowohl das Skelett als auch der Herzmuskel
betroffen. Junge Fohlen zeigen eine Beteiligung von Myokard, Zwerchfell und
Atmungsmuskulatur. Als Folge bildet sich ein Herzversagen, Dyspnoe oder ein
Lungenödem. Bei älteren Fohlen sieht man zumindest ein Festliegen ohne erhöhte
Körpertemperatur, erhöhte Herz- und Atemfrequenz, sowie vermehrtes Speicheln,
Schwellungen im Bereich der Mähne und Anschwellen des Zungenepithels.
Als Auslöser für diese Symptome gilt eine starke Muskelbeanspruchung. Im
amerikanischen Schrifttum wird die Erkrankung wegen der auftretenden Blässe
des Muskelgewebes als „White Muscle Disease“ bezeichnet. Bei Selenwerten
um 0,1 µg/g im Mähnenhaar oder sogar tiefer kann eine solche Störung des Muskelaufbaus
auftreten. Die Störung äußert sich durch einen fehlenden Muskelaufbau trotz
regelmäßiger Belastungen. Solche niedrigen Selenwerte werden bei den von uns
untersuchten Pferden vereinzelt gemessen, es sind auch schon Selenwerte bei
0,06 µg/g im Mähnenhaar vorgekommen.
Befundbeispiel Selendefizit (pdf)
Auch wenn weniger häufig auftretend, kann sich beim erwachsenen Pferd
ein deutlicher
Selenmangel in Schäden an der Kaumuskulatur und der Muskulatur der Gliedmaßen
äußern.
Typisch für den Selenmangel ist auch eine auftretende Steifigkeit nach starker
Arbeitsbelastung des Pferdes, das muss deshalb nicht immer ein Magnesiumdefizit
sein. Bei tragenden Stuten wird eine
Nachgeburtsverhaltung auf einen Selenmangel zurückgeführt. Selenmangel tritt nur auf wenn die Selenkonzentration in der Gesamtration unter 0,1
ppm liegt, höhere Konzentrationen als 0,5 ppm sollten vermieden werden. Bei
Futteranteilen von mehr als 5 ppm gilt die zugeführte Menge als toxisch. Bei Stuten
sollte in der Frühträchtigkeit kein Selen als Injektion oder als Bolus verabreicht
werden, weil eine Schädigung der Frucht nicht auszuschließen ist. Erwähnt werden sollte auch eine mögliche
Interaktion zwischen Selenit und Vitamin C. Selenit wird meist als
Selenkomponente in Mineralstoffmischungen verwendet.
Durch Vitamin C (Ascorbinsäure) wird Selenit zu
elementarem Selen reduziert. In dieser Form kann Selen aber nicht mehr
resorbiert werden. Es ist anzunehmen, dass bei Mineralstoffmischungen, die
Selenit und höhere Mengen Vitamin C enthalten (z.B. ab 5000 mg/kg) schon bei
der Herstellung eine solche Desaktivierung eintreten kann. Wird
Selenomethionin verwendet, tritt diese Desaktivierung des Selens nicht auf.
Selenomethionin ist auch die Selenkomponente in Selenhefe und natürlichen
Selenquellen, z.B. im Getreide. Wenn ein zeitlicher
Abstand von mindestens 2 Stunden zwischen der Selenitgabe und einer Vitamin
C-Gabe besteht, wird die Selenresorption mit Selenit ebenfalls nicht
gestört. Nur wenige Futtermittelhersteller verwenden Selenhefe.
Selen gilt als wichtiges Antioxidans. Neben Vitamin E, und zusammen mit Vitamin E
noch stärker, schützt es die Zellmembran vor der Wirkung von Peroxiden. Vitamin E
hemmt die Bildung von Peroxiden, Selen inaktiviert über die Glutathionperoxidase
entstandene Peroxide.
Zur Therapie und Prophylaxe bei festgestelltem Selenmangel im Zusammenhang mit
Selenmangelboden sind folgende Maßnahmen möglich:
Der tägliche Selenbedarf wird beim Pferd auf 0,15-0,20 mg/kg Futter-TM geschätzt.
Werden gleichzeitig hohe Eiweiß- und/oder Sulfatmengen aufgenommen, so steigt
der Selenbedarf. Dies liegt wohl an der Bindung von Selen über Sulfhydryl (SH-)-
Gruppen.
*) ppm = Parts per Million, 1 Teil auf 1 Million, z.B. 1 mg auf 1 kg
Cobalt
Cobalt wird beim Menschen fast ausschließlich über Cyanocobalamin (enthalten in
Fleisch und tierischer Nahrung als Vitamin B12) zugeführt.
Beim Pferd wird Vitamin B12 ausreichend über die Darmbakterien synthetisiert, die
aber wiederum eine Cobaltzufuhr in mineralischer Form über das Futter benötigen.
Cobalt wird von einzelnen Darmparasiten (Bandwürmer und Nematoden)
spezifischer gebunden als im Vitamin B12 des Pferdes. Ein Cobaltmangel in der Mähnenhaar- oder
Blutprobe ist häufig ausgelöst durch eine Besiedlung mit Darmparasiten und wird erst wieder
normal, wenn die notwendige Entwurmung durchgeführt wird. Einzelne Tierärzte
bieten die Bewertung von Kotproben hinsichtlich der Belastung mit Darmparasiten
durch ein tierpathologisches Institut an. Die Entwurmung wird dann erst
durchgeführt, wenn eine Mindestbelastung erkennbar ist. Damit vermeidet man ein
starres Entwurmungsschema und kann flexibel auf die Belastung reagieren.
Bei einem erniedrigten Cobaltwert in der Mähnenhaaranalyse sollte zuerst geprüft
werden, ob eine erhöhte Belastung mit Darmparasiten und damit eine Zehrung von
Vitamin B12 besteht. Dann sollte geschaut werden, ob genug Cobalt im Futter
enthalten ist. Bei einer Heu-Hafer-Fütterung wird in der Regel zusätzlich eine
Standardmineral-stoffmischung verwendet. In der Tagesration einer solchen
Mischung kann ein Drittel des Tagesbedarfs an Cobalt enthalten sein. Wenn der
Tierarzt eine hoch dosierte Einzelgabe an Vitamin B12 spritzt, bleibt der
Cobaltwert über mehrere Monate erhöht, sinkt danach aber wieder und kann auch
wieder ein Defizit aufzeigen, wenn nicht genug Cobalt im Futter ist, oder weiter
eine erhöhte Belastung mit Darmparasiten besteht.
Jod
Die Jodversorgung des Pferdes ist meist ausreichend.
Die küstennahen Weiden bieten einen ausreichenden Jodgehalt, weil ein Teil des
Jodgehalts im Meerwasser auch auf küstennahe Äcker gelangt. In Jodmangelgebieten
kann die Stutenmilch einen zu geringen Jodanteil aufweisen, der sich auf die
Entwicklung der Fohlen auswirkt. Die Jodversorgung muß dann schon während der
Trächtigkeit der Stuten berücksichtigt werden.
Bestimmte Pflanzen, die Blausäure enthalten (Leguminosen, Weißklee, der von
Pferden gern angenommen wird) steigern den Jod-Bedarf bis auf das Zweifache.
Der Jodbedarf von Pferden wird mit 0,1 – 0,2 mg/kg Futter-Trockensubstanz definiert. Durch die
Verwendung von Jodsalz in den Salzlecksteinen und in Elektrolytmischungen kann
der Mindestbedarf ebenfalls komplettiert werden.
Schwermetallbelastungen
Erhöhte Schwermetallbelastungen sieht man bei Pferden nur selten. Es kommen aber Einzelfälle mit erhöhten Belastungen von Silber, Bismut, Quecksilber, Blei oder Arsen vor.
Silber kann über desinfizierende Silberlösungen, Silberpuder vom Pferd aufgenommen werden, wenn solche Produkte zur Behandlung wunder Stellen der Haut verwendet werden. Wenn Silberpuder vom Pferd abgeleckt wird, kommt es zu einer Silberresorption. Silbersulfadiazin ist ein silberhaltiges Antibiotikum, das bei oberflächlichen Wunden und leichten chirurgischen Maßnahmen von Tierärzten verwendet wird. Das Problem bei der Silberbelastung ist, dass dieses Metall nicht einfach wieder ausgeschieden wird. Silber bindet im Blut mehrere Monate an Plasmaalbumin, es hemmt das Immunsystem und kann im Stoffwechsel Enzyme blockieren. Bei einer chronisch erhöhten Belastung kann eine irreversible Einlagerung in die Haut auftreten. Wenn eine erhöhte Silberbelastung bei einem Pferd in der Mähnenanalyse festgestellt wurde, sollte man keine Silberpräparate mehr anwenden, um zumindest einen weiteren Anstieg der Silberbelastung zu vermeiden. Im Einzelfall kann eine erhöhte Silberbelastung durch die Anwendung von Chelatbildnern ausgeleitet werden. Befundbeispiel Silberbelastung (pdf)
Bismut wirkt als Bismuttartrat oder Bismutgallat adstringierend und leicht desinfizierend auf der Haut und auch auf Schleimhäuten. Im Humanbereich ist die Anwendung von Bismutpräparaten wegen möglicherweise auftretender neurologischer Störungen (vor allem Gleichgewichtsstörungen) auf kurze Behandlungszeiten begrenzt worden. Es liegen keine Berichte zu solchen Störungen bei Pferden vor, man sollte aber Bismut deshalb auch nicht bei Pferden über eine längere Zeit anwenden.
Arsen wurde früher als Dopingmittel verwendet, weil es in einem engen Dosierungsbereich eine Wirkung auf das Kapillarsystem im Blutkreislauf zeigt. Bei Rennpferden wurde die Arsenanwendung immer wieder in Einzelfällen nachgewiesen, es kam aber auch durch mißbräuchliche Anwendungen zum tödlichen Kreislaufversagen nach dem Rennen. Arsen steht deshalb bei Pferden noch auf der international geltenden Dopingliste. Im Humanbereich sieht man erhöhte Arsenbelastungen häufiger durch arsenorganische Verbindungen aus Belastungen vom Fischverzehr und dem Verzehr von Schalen- und Krustentieren. Diese organischen Arsenverbindungen sind deutlich weniger toxisch als anorganische Arsenverbindungen (mit Arsen-III und Arsen-V), weil der Mensch die arsenorganischen Verbindungen kaum verstoffwechselt. Fischprodukte sowie Schalen- und Krustentiere scheiden bei Pferden als Futterquellen aus.
Wir hatten nach 1700 Mähnenanalysen von 1997 bis 2013 bei Pferden erstmals eine deutliche Arsenbelastung bei einem Welsh Cob Pony von einem Pferdehof in Frankreich gesehen.
Befundbeispiel Arsenbelastung (pdf) Bei weiteren Untersuchungen bei diesem Pferdehof konnte bestätigt werden, dass die Arsenbelastung wahrscheinlich von arsenhaltigem Sickerwasser verursacht wurde, das von benachbarten Weinbergen in den Boden und zwei kleine Teiche in den Talgrund mit Weiden gelangte. Es waren alle Pferde des Pferdehofes mit Arsen belastet. Der Arsengehalt im Wasser der Teiche lag 5-10fach über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung (10 µg/l Arsen). Die Arsenbelastung im Weidegras war nur leicht erhöht. In einem nicht genutzten Brunnen lag der Arseneintrag sogar mehr als 100fach über dem Grenzwert. Arsen wurde im Weinbau teilweise bis in die 1960er Jahre, im Einzelfall auch länger zur Behandlung der Rebstöcke verwendet (Kupferarsenit, ´Schweinfurter Grün´). Im europäischen Weinrecht ist die Anwendung von arsenhaltigen Mitteln nicht mehr erlaubt. Es könnte sich bei dem obigen Fall um Altlasten im Boden der Weinberge gehandelt haben. Hier musste der Zugang der Pferde zu den Teichen verhindert werden, um erhöhte Arseneinträge zu vermeiden.